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Der Gaza-Krieg ist ein weiteres selbstgemachtes, unausweichliches israelisches Imbroglio

B. Michael, Haaretz, 11. Dezember 2023  | Aufgefallen 18.12.23

www.haaretz.com/opinion/2023-12-11/ty-article-opinion/.premium/the-gaza-war-is-yet-another-self-made-inescapable-israeli-imbroglio/0000018c-5a10-d7d7-abce-7fd6e0ba0000

Khan Younis 2023

Nachwirkung eines israelischen Bombenangriffs in Khan Younis im südlichen Gazastreifen in der vergangenen Woche.  Credit: Ibraheem Abu Mustafa / Reuters

"Plonter" (jiddisch für einen nicht leicht zu lösenden Knoten, ein "Imbroglio") war bekanntlich der zweite Name des ersten Libanonkriegs. Jeder, der Augen im Kopf hatte, erkannte schnell, dass wir uns vorschnell und arrogant in einen Sumpf begeben hatten, aus dem wir nicht so leicht wieder herauskamen. Und als Yitzhak Rabin den Krieg mit dem Begriff "plonter" bezeichnete, wurde er praktisch zu seinem offiziellen Namen.

Der Nordplonter im Libanon war nicht der einzige Plonter in der Geschichte unserer Nation. Ein wesentlicher Teil dieser Geschichte liesse sich auf eine Aufzählung der Plonter reduzieren, in die sie sich verstrickt hat oder in denen sie sich selbst verstrickt hat.

An erster Stelle ist hier die Nakba von 1948 zu nennen, die Massenvertreibung von 700'000 Palästinensern und die Plünderung ihres Eigentums. Die übermütige israelische Annahme zu dieser Zeit war, dass dies das Ende der Geschichte sein würde - wir vertrieben, wir erbten, Ende der Geschichte. Problem gelöst. Aber es wurde nicht gelöst. Es wurde zu einem riesigen, komplizierten Problem, für dessen Folgen wir bis heute bezahlen. Die Nakba, so könnte man sagen, war der ursprüngliche Plonter, der Vorfahre aller späteren Plonter.

Der zweite Plonter begann 1967. Diesmal war es im Osten. Das Westjordanland, der Gazastreifen und das palästinensische Jerusalem wurden erobert. Auch die Klagemauer wurde erobert. Und aus ihren Rissen stieg der religiöse Dämon auf. Ein Dämon der schlimmsten Sorte, der sofort begann, an der Vernunft der Nation zu zehren.

Gush Emunim

Eine Reihe rechtsgerichteter israelischer Aktivisten geht während eines zweitägigen Marsches im Westjordanland, der 1975 von der frühen Siedlerorganisation "Gush Emunim" organisiert wurde, eine Strasse entlang. Credit: Moshe Milner/GPO

Im Handumdrehen entstanden das Siedlungsunternehmen, der jüdische Untergrund, die Ultranationalisten der Haredi - und so wurde der gefährlichste aller Plonter für das Überleben des Landes geboren: eine giftige und bösartige Kombination aus Gott, Land und Psychopathen.

Trotz der lästigen Leute, die jahrzehntelang immer wieder davor gewarnt haben (ich bin stolz darauf, mich zu ihnen zu zählen), dass hier ein Monster heranwächst - eines, das das Land verschlingen würde, wenn man es nicht aufhält -, ist niemand aufgewacht. Heute ist das Monster an der Macht und erfüllt buchstabengetreu alle Alptraumszenarien, die von denen vorhergesagt wurden, die immer wieder warnten.

Der dritte Plonter war der nördliche, der Krieg im Libanon. Eintritt am 4. Juni 1982. Austritt am 24. Mai 2000. Ein 18 Jahre andauernder Plonter, scheinbar, aber tatsächlich, ein Plonter, der auch heute noch andauert. Er ist derjenige, der uns die Hisbollah bescherte.

Und jetzt - der vierte Plonter. Der südliche. Die Hamas. Eine Bande mörderischer religiöser Fanatiker, die die heiligen Stätten in Jerusalem einlösen wollen. Genau wie die religiösen Fanatiker des östlichen, ultranationalistischen Haredi-Plonters.

Nach den Gräueltaten vom 7. Oktober, geblendet von Rachegelüsten und dem Stachel der Beleidigung, sind wir in gewohnter Manier in diesen Schlamassel hineingeraten: überstürzt, arrogant, wild, ohne auch nur einen Moment über den Ausstiegsplan nachzudenken.

Und jetzt sitzen wir in den Trümmerbergen fest, die wir geschaffen haben. Durchtränkt von Flüssen aus Blut und Tod. Gegen unseren Willen sind wir für das Schicksal von 2 Millionen Obdachlosen verantwortlich, die nichts mehr haben, viele von ihnen sind Nachkommen der Flüchtlinge des Nakba-Plonters.

Flucht aus Gaza Nord

Palästinenser evakuieren im letzten Monat den nördlichen Gazastreifen in Richtung Süden.Credit: Fatima Shbair / AP

Wie wir von dort wieder wegkommen, ist ungewiss. Die Verrückten aus dem Osten wollen dort sowieso nicht weg. Sie sind sich sicher, dass Gott auch ihnen Deir al-Balah versprochen hat. Und es gibt noch mindestens eine weitere Person, die offenbar auch nicht unbedingt von dort weg will. Er ist dort zufrieden, und seine Frau lässt ihn jedenfalls nicht gehen.

Das ist also die derzeitige Situation: Hisbollah im Norden, Haredi Ultranationalisten im Osten, Hamas im Süden und über allem schwebt die Nakba. Vier Plonter, das Werk unserer eigenen Hände, die sich gegenseitig befeuern. Und mittendrin: eine Nation, die sich immer weiter ausbreitet, zwei Religionen, die sich um denselben Berg streiten, drei Gemeinschaften gewalttätiger Sikarii im Dienste eines blutrünstigen Gottes, zwei Messiasse, die jeden Moment kommen werden, und Bibi.

Wie kommen wir also aus all dem heraus? Ganz einfach: Wir werden die Besatzung los, trennen Religion und Staat, schreiben eine anständige Verfassung und fangen von vorne an. Ganz einfach.

Wie kommen wir da wirklich raus? Gar nicht. Es ist zu spät.